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Beitrag vom 01.02.2008
Lizz Wright – The Orchard
Silvy Pommerenke
Das dritte Album der Amerikanerin wendet sich immer stärker vom Jazz ab in Richtung Rhythm`n`Blues und Gospel. Eine Entwicklung, der man der Sängerin gerne folgt, denn es ist immer noch...
...vor allem ihre Kontraalt Stimme, die so gar nicht zu dem kindlichen Aussehen der 28-Jährigen passen mag, und die überzeugt.
Lizz Wright macht "Music from the heart and for the soul" und hat - wie viele ihrer musikalischen Schwestern - ihre ersten Erfahrungen im Gospelchor gemacht. Der Vater war Pastor und Chorleiter der Kirche, in dem die Mutter und die Kinder ebenfalls sangen. Schon während der Highschool-Zeit trat Wright mit diversen Ensembles auf um später dann klassischen Gesang an der Universität zu studieren. Im Jahre 2000 lobten die Kritiker bereits ihr außergewöhnliches Talent und ihre besondere Art der Phrasierung. Zwei Jahre später war Joe Sample der erste, der Lizz Wright auf seinem Album "The Pecan Tree" featurte, und die damals 22-Jährige ging anschließend mit dem großen Pianisten auf Japan-Tournee. Die Musikwelt feierte überschwänglich die Nachwuchskünstlerin, und es wurden Vergleiche mit Nina Simone und Abbey Lincoln angestellt.
Das aktuelle Album weist eine deutliche Hinwendung zum R`n`B auf, quasi einen Schritt back to the roots. Als Indiz könnte man dafür schon die Beschriftung des CD-Covers sehen, das im Western-Stil gehalten ist. Während sich ihr Debutalbum "Salt" von 2003 noch wesentlich stärker dem Jazz zuwandte und der Einsatz von Klavier und vor allem Bläsern im Vordergrund stand, verfolgte sie auf dem zwei Jahre später folgenden Nachfolger "Dreaming wide awake" schon ansatzweise das Konzept, das sie nun auf dem neuen Silberling konsequent weiterführt. Der Blues und Folk wird jetzt ganz groß geschrieben, und dieses Mal sind es die Gitarren, die Mandoline oder die Pedal-Steel, die den Leitfaden für das instrumentelle Gerüst bilden. Aufgenommen wurde "The Orchard" in Tucson, Arizona, und Lizz Wright verlässt sich erneut auf die Zusammenarbeit mit Craig Street, der bereits ihre beiden Vorgängeralben produzierte und für Cassandra Wilson oder k.d. lang arbeitete. Als weitere Unterstützung finden sich auf der neuen Produktion unter anderem die beiden Musiker Joey Burns und John Convertino von Calexico, die "postmoderne Rhythm`n`Blues-Frau" Toshi Reagon und als Gastsängerin Catherine Russel. Neben den überwiegenden Eigenkompositionen hat sich Lizz Wright erneut der Stücke anderer MusikerInnen angenommen. Beispielsweise adaptiert sie den Ike und Tina Turner Klassiker "I idolize you", gibt der Led Zeppelin Rockballade "Thank you" ein völlig neues Gesicht und interpretiert gefühlvoll den Patsy Cline Song "Strange".
Lizz Wright im Netz: www.lizzwright.net und auf MySpace
Weiterhören: Abbey Lincoln und Elisabeth Kontomanou
AVIVA-Tipp: Das neue Album von Lizz Wright stellt einmal mehr ihre traumhafte Stimme und ihre Songwritingqualitäten unter Beweis. Die zwölf Songs gehen vertieft in den Folk und R`n`B Bereich hinein, und die Sängerin lässt deutlich ihre Jazzvergangenheit hinter sich.
Lizz Wright
The Orchard
Label: Verve Forecast / Universal, Februar 2008